Rohstoffknappheit auf dem Bau ruft Landesregierung auf den Plan

Viele Branchen in Deutschland leiden aktuell unter Nachschubmangel. Besonders betroffen ist der Bausektor. Wegen dem knappen Baumaterial kommt es nicht nur zu starken Preissteigerungen, es drohen sogar Baustopps und damit Kurzarbeit trotz vollen Auftragsbüchern. Die Problematik hat jetzt auch die NRW-Landesregierung auf den Plan gerufen, doch eine einfache Lösung gibt es nicht.

Kein Nachschub: Mangel an Baumaterial in NRW gibt Anlass zur Sorge...

Viele Branchen in Deutschland leiden aktuell unter Nachschubmangel. Besonders betroffen ist der Bausektor. Wegen dem knappen Baumaterial kommt es nicht nur zu starken Preissteigerungen, es drohen sogar Baustopps und damit Kurzarbeit trotz vollen Auftragsbüchern. Die Problematik hat jetzt auch die NRW-Landesregierung auf den Plan gerufen, doch eine einfache Lösung gibt es nicht.

Düsseldorf. Die NRW-Landesregierung zeigt sich besorgt angesichts des erheblichen Mangels an Baustoffen. „Ohne Baumaterial kein Bauen, ohne bezahlbares Baumaterial kein bezahlbares Bauen. Die aktuelle Situation wird nachhaltig wirken: Auf die Neubautätigkeit sowie auf Miete und Eigentum“, sagte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU). Sie hat bereits die Sitzung der „Allianz für mehr Wohnungsbau“ am 11. Mai für ein erstes Krisengespräch genutzt.

Dabei war auch Verbandsdirektor Erik Uwe Amaya von Haus & Grund Rheinland Westfalen. „Eine kurzfristige Entspannung bei der Materialversorgung erwartet keiner der Teilnehmer“, resümiert er. „Die Handlungsmöglichkeiten für die Politik sind leider begrenzt. Exportverbote für bestimmte Bauprodukte könnten andere Länder dazu ermutigen, ihrerseits den Export von Materialien zu verbieten, auf deren Import wir in NRW angewiesen sind.“

Aufschwung auf dem Bau – Lieferanten kommen nicht nach

Das NRW-Bauministerium will jedoch prüfen, was man dennoch tun könnte. Die Teilnehmer der Gesprächsrunde vereinbarten, sich in jedem Fall regelmäßigen über die weiteren Entwicklungen bei der Materialversorgung im Bausektor auszutauschen. Derzeit gibt es Lieferengpässe unter anderem bei Holz, Dämmstoffen, Kunststoffen, PVC, Farben und Lacken, Dachpappen und Bitumen. Aber auch Stahl, Edelstahl, Trapezbleche und Schrauben sind schwer zu bekommen.

In der Folge steigen die Preise – wir berichteten. Die Ursachen der aktuellen Engpässe fasst das NRW-Bauministerium so zusammen: „Verschobene Lieferketten auf den Weltmärkten mit Nachfrager-Hotspots, die insbesondere Holz und Stahl derzeit knapp werden lassen, Corona-bedingte Minderbedarfe bei Automobilkraftstoffen und Kerosin führen in der Folge zu Engpässen in der chemischen Industrie für die Kunststoffproduktion.“

Beim Gips sorgt der Kohleausstieg für langfristige Probleme

Außerdem zeigt sich: Durch die geringere Kohleverstromung gibt es weniger Flugasche, die wiederum für die Gipsproduktion benötigt wird. Dieses Problem hat auch nach der Corona-Pandemie langfristig eine Zukunft, denn der Kohleausstieg ist ja beschlossene Sache. „Es benötigt daher dringend eine Forschungs- und Entwicklungsinitiative im Baubereich, um zu alternativen Baumaterialien zu kommen“, stellt Ina Scharrenbach fest.

Die Ministerin ist sich sicher: „Diese Knappheit ist ein Fingerzeig auf das, was in der Zukunft zu erwarten sein wird.“ Mit den aktuellen Nachschubproblemen befasst sich unterdessen auch Kabinettskollege Prof. Dr. Andreas Pinkwart (FDP). Der NRW-Wirtschaftsminister möchte laut Medienberichten noch in der ersten Juni-Hälfte einen Materialgipfel organisieren. Damit geht er auf einen Wunsch des NRW-Handwerkspräsidenten Andreas Ehlert ein.

NRW-Wirtschaftsminister lädt zu Materialgipfel ein

Pinkwart sagte der Rheinischen Post, der Austausch mit betroffenen Branchen sei wichtig. „Wir greifen gerne die Initiative des NRW-Handwerks auf, mit dem wir bereits in intensivem Austausch zu dem Thema sind, und werden noch vor der nächsten Wirtschaftsministerkonferenz zu einem Materialgipfel einladen.“ Er wies allerdings auch darauf hin, dass Ausfuhrverbote keine Lösung seien, sondern die Probleme eher noch verschlimmern könnten.

Der Zeitung sagte er: „Wir müssen jetzt darauf achten, dass die Lieferketten intakt bleiben und die Pandemie nicht zu weiteren Produktionsausfällen, Grenzschließungen und damit zu Engpässen führt.“ Für private Bauherren ist die Situation eine Herausforderung. Flexibilität ist gefragt: Wenn es möglich ist, die Arbeiten einzelner Gewerke umzudisponieren, kann das gegen Engpässe helfen – nach dem Motto: Gebaut wird das, was gerade geht.

Knappes Baumaterial: Tipps für private Bauherren

Außerdem sollten Aufträge möglichst frühzeitig vergeben werden. Umso früher ein Auftrag eingeht, desto mehr Zeit hat der Handwerker, die nötigen Baumaterialien zu beschaffen. Lange Lieferzeiten für einzelne Baustoffe wirken sich dann weniger stark auf den Baufortschritt des Projektes aus. Auf der anderen Seite müssen die Bauherren mit steigenden Preisen rechnen. Für Holz berichten die Medien etwa von 250 Prozent Preissteigerung seit dem Jahreswechsel.

Bei Dämmstoffen spricht man über einen Preisanstieg im Bereich von 50 Prozent, bei Baustahl sind es 30 Prozent. Der Düsseldorfer Kreishandwerksmeister Thomas Dopheide sagte zur Rheinischen Post: „Wir raten den Betrieben, bei neuen Auftragsprojekten Preisgleitklauseln in die Verträge einzusetzen.“ Die Vertragsverhandlungen zwischen Bauherr und Auftragnehmer muss das nicht zwangsläufig erschweren.

Der Muster-Verbraucherbauvertrag, der von Haus & Grund in Zusammenarbeit mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes erstellt wurde, bietet bereits die Option, eine solche Stoffpreisgleitklausel für den Fall steigender Materialpreise zu vereinbaren. „Unser Mustervertrag ist also gerade auch in der jetzigen Situation für eine rechtssichere Auftragserteilung gut geeignet“, sagt Erik Uwe Amaya. Das Muster kann hier kostenlos heruntergeladen werden.

Verbraucherbauvertrag (PDF, 1,5 MB)

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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